Sanierung, realisiert
2015
BAUART
Sanierung
NUTZUNG
Wohnen
LEISTUNGSPHASEN
01 – 09
BAUJAHR
1800
Das Projekt ist auf der Altstadtinsel verortet, der Käselaus-Gang zweigt aus der Großen Burgstraße ab. Nahe der ehemaligen einzigen Landverbindung Lübecks am Burgtor gelegen hat diese Gegend noch Entwicklungspotential und wartet an vielen Stellen auf Sanierung. Die Große Burgstraße ist von Leerstand geprägt. Umso mehr freute es die Architekten, hier tätig werden zu können, um einen Beitrag zur Verbesserung zu leisten. Die Gänge Lübecks sind eine Besonderheit und von einer speziellen Atmosphäre geprägt. Sie gelten als öffentlicher Raum; in der Wahrnehmung handelt es sich aber um Privatraum. „Halböffentlicher Raum“ trifft es wohl am ehesten. Die meist schmalen Gänge, die in den Blockkern führen, verschaffen dem Wohnen eine große Intimität. Sie erschweren aber rein praktisch den Bauablauf durch mühsame Logistik. So auch hier.
Das stirnseitige Haus mutet länglich an und gliedert sich symmetrisch über einen mittleres Zwerchhaus. Es gibt dem Gang einen sichtbaren klaren Abschluss. Nur die rechte, der drei Einheiten wurde nun saniert. Die anderen beiden Teile sind im Besitz anderer Eigentümer. Das Baujahr ist unklar, wird aber auf das 18. Jahrhundert geschätzt. Hans Käselau gründete hier Anfang des 18. Jahrhunderts die erste Lübecker Tabakfabrik, in dem Zuge und danach entstanden einige Häuser mit Wohnungen.
Große Bauteile mussten, aufgrund zu großer Schäden, erneuert werden. Den Charme des Historischen trotzdem wirksam werden zu lassen, war die Herausforderung. Gelungen ist dies über einen selbstbewussten aber ruhigen Hintergrund des Neuen. Alle Flächen zeugen von Handwerklichkeit und ausgesuchten, wertigen Materialien, die miteinander im Einklang stehen. So wurde ein Mikroterrazzofußboden mit Heizung und Massivholzdecken eingebaut. Durch einen Luftraum und eine Galerie ist dem ohnehin nur 45 qm kleinen, eingeschossigen Haus Großzügigkeit verliehen worden. Kleine, tiefe Räume wechseln mit einem hohen. Verzicht auf Quantität ließ hier Qualität entstehen. Der Komfort sollte den heutigen Ansprüchen genügen; so ist die abgängige Holzstiege gegen eine gut begehbare Treppe ausgetauscht worden. Gleich einer Plastik steht die organische Form als Raumteiler im Erdgeschoss und als verbindendes Element zum Obergeschoss im Raum. Ihr Inneres bietet Stauraum, der durch besondere Ausziehtechniken erschlossen wurde. Besondere Lichtführungen im hinteren Bereich und Oberflächen lassen bisherige Dunkelbereiche heller erscheinen. Die Abstimmung mit Brandschutzbelangen ließ insbesondere diese baulichen Bereiche planerisch komplex werden. Die Lösung allerdings präsentieren sich einfach.
Vor dem Haus ist ein kleiner hölzerner Verschlag gebaut worden, der Mülltonnen in sich aufnimmt und als Abstellraum dient.